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Bleib Schön Sitzen

Eugen Freund

Wieser Verlag 2021

Eugen Freund war beim ORF von 1986 bis 2013, unter anderem USA Korrespondent und Nachrichtensprecher. 2014-2019 war er dann für die SPÖ Mitglied des Europäischen Parlaments.

Die Autobiographie mit dem Titel “Bleib schön Sitzen” behandelt vorwiegend, aber nicht nur, die Jugendjahre in Kärnten. Seine Eltern zogen bald nach seiner Geburt von Wien nach St. Kanzian am Klopeinersee, weil sein Vater 1951 dort eine Stelle als Gemeindearzt erhielt, die er bis zu seiner Pensionierung innehatte.

Der Schwerpunkt des Buches behandelt also die Zeit 1951 bis etwa 1970 in St. Kanzian und Kärnten, und führt die Veränderungen, die seither ins Land gezogen sind, lebhaft vor Augen. So musste der Gemeindearzt in den ersten Jahren seine Patientenbesuche zu Fuß, mit dem Pferdewagen oder dem Fahrrad durchführen, weil er erst 1954 ein Moped und 1955 ein Auto erstehen konnte. Die langen Strecken und die Witterung, insbesondere im Winter, machten dies zu einer Herausforderung. Nur die Herausforderungen den Bürokratie schienen noch größer gewesen zu sein, da es mehrere Jahre und viele Interventionen benötigte, bis der Gemeindearzt einen Kassenvertrag mit der Krankenkasse erhielt.

From (From
    <a
    href='https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4rntner_Slowenen#Nach_1955'>Wikipedia</A>;
    <a
    href='https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/at/deed.en'>CC
    BY-SA 3.0</A>)
From (From Wikipedia; CC BY-SA 3.0)

Fragen rund um die kärntner-slowenische Bevölkerung und den damit zusammenhängenden Auseinandersetzungen ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch. Der Anteil der slowenischsprachigen Kärntner in der Gemeinde St. Kanzian fiel von 99% in Jahr 1880 auf unter 50% in den 1950er (Seite 56) und hat seither weiter abgenommen. Für ganz Kärnten ist die Zahl, die Slowenisch als Umgangssprache angaben, von 85000 im Jahr 1880 auf 42000 im Jahr 1951 bis auf 13000 im Jahr 2001 gefallen (siehe Wikipedia). Im Buch wird diese Entwicklung anhand persönlicher Erinnerungen und öffentlicher Ereignisse wie dem Ortstafelstreit und dem Erstarken der FPÖ unter Haider thematisiert.

Das Buch ist sehr lebendig geschrieben und ist eine lesenswerte Lektüre, insbesondere für jene, die persönliche Anknüpfungen an die Orte Unterkärntens und an manche der beschriebenen Personen haben.

(AJ Dezember 2022)